Freiwillige berichten über ihre Arbeit in den AMAS-Tagesstätten in Brasilien

Junge Menschen aus Deutschland arbeiten ein Jahr lang als Freiwillige in den Tagesstätten von AMAS in und um Curitiba in Brasilien. Sie erzählen von ihren Erfahrungen mit den Kindern.

Lydia Klein schreibt:

Lydia

Lydia mit "ihren" Kindern

Als ich das erste Mal “meine” Kindertagesstätte in Pinheirinho (Curitiba) besuchte, kamen zwei unterschiedliche Gefühle in mir auf. Einerseits fühlte ich mich sofort wohl, die Atmosphäre war gut, die Kinder fröhlich, die Räume schön gestaltet. Andererseits war ich regelrecht erschrocken über die vielen Kinder in den recht kleinen Räumen und fühlte mich irgendwie unsicher. Ich hatte vorher nichts vergleichbares mit Kindern gemacht und sollte nun gleich mit 220 Kindern jeden Tag zusammen  sein. Trotzdem freute ich mich gleich von Anfang an “C.E.I. – Cantinho da Criança” als “meine Creche” anzunehmen, ich war bereit zum Lernen.

Die ersten paar Wochen wurden recht hart. Ich kam ins Babyzimmer I und hatte absolut gar keine Erfahrungen mit Säuglingen und Kleinkindern! Die Babies waren mir gegenüber anfangs recht mißtrauisch, ich hatte kaum Gelegenheit meine minimalen Portugiesischkenntnisse zu erweitern. Es war auch sehr deprimierend sich nicht richtig ausdrücken und mitteilen zu können.

Im Oktober wechselte ich in andere Gruppen, begann den größeren Kindern (2. und 3. Kindergartengruppe) spielerisch ein wenig Deutsch beizubringen z. B. Begrüßung, Körperteile. Tiere, Lieder und Spiele in Kleingruppen. Dazu stellte ich auch mit den Kindern ein Heft zusammen.

Einige Mühen hatte ich mit der Respektlosigkeit der Kinder, die meine “Sprachlosigkeit” ausnutzten und mir auf der Nase herumtanzten. Ich bin Gott total dankbar, daß ich mich auf portugiesisch inzwischen recht gut durchschlagen kann. Das war für mich echt ein Wunder, da ich in der Schule in allen drei Fremdsprachen die Schlechteste in der Klasse war. Jetzt kann ich mich mit den Kindern unterhalten und scherzen.

Ich freue mich, wenn ein Kind zu mir kommt, auf den Schoß will und eine Umarmung oder ein Küßchen haben möchte. Das sind die schönsten Augenblicke, wenn ich spüre, daß ein Kind mich mag und meine Nähe sucht. Auch “meine” Babies, die inzwischen schon im Babyzimmer 2 sind, besuche ich gerne und sie strahlen mich an, wenn ich komme. Ich werde meine Kinder alle ganz schön vermissen, wenn ich wieder weg muß.

Für die Gelegenheit hier zu sein, bin ich Gott immer wieder neu dankbar. Der erste Beweggrund für meinen Freiwilligendienst war die Sehnsucht nach einer engeren, tieferen Beziehung zu Gott, die in Deutschland nie zustande kam. Ich spüre seine Unterstützung oft, auch wenn es mir wieder mal nicht so gut geht. Allerdings mußte und muß ich immer noch einiges an mir verändern. Ich darf hier eine Menge Erfahrungen machen und im Glauben wachsen und werde “reich” im August wieder heimreisen.

Johanna Jenaro berichtet:

Johanna

Johanna mit einem Baby

Ende August 2004 habe ich in der Creche in Xaxim (Curitiba) meinen Freiwilligendienst angefangen. Meine Aufgabe war es überall da zuhelfen, wo meine Hilfe gebraucht wurde. Ich war die meiste Zeit bei den 5 – 6 jährigen oder den Schulkindern. Am Anfang war die Sprache für mich ganz neu und somit beobachtete ich erst mal das ganze Geschehen und den Tagesablauf jeder Gruppe. Nach ca. 3 Monaten fing ich dann an selbst mit den Kindern zu arbeiten, nicht nur mitzuarbeiten. Ich hatte öfter eine Gruppe alleine und habe dann viel gebastelt und mich künstlerisch mit den Kindern beschäftigt. Das war eine sehr schöne Zeit, denn ich konnte das Programm selbst bestimmen und mit den Kindern kam ich sehr gut zurecht. Schwierigkeiten habe ich mit der Sprache, doch die Kinder, egal welches Alter, stören sich nicht daran.

Als es auf Weihnachten zuging hatte ich viel Bastelarbeit, z. B. habe ich die Weihnachtsgeschichte auf große Blätter gemalt, die Kostüme für die Weihnachtsfeier genäht oder gebastelt. Auch das hat mir sehr viel Spaß gemacht, da es eine schöne Abwechslung zu der Arbeit mit den Kindern war.
Nach den Weihnachtsferien bin ich dann nach Lapa gezogen und arbeite nun schon fast 3 Monate hier in der Tagesstätte. Meine Arbeit hat sich sehr geändert, denn ich bin die meiste Zeit im Babyzimmer bei den 0 – 2 jährigen. Am Anfang hatte ich große Schwierigkeiten, denn die Babies sind nicht die Altersklasse, mit der ich gerne arbeite. Nach einiger Zeit wurde mir aber bewußt, daß auch die ganz Kleinen viel Liebe und Zuwendung brauchen. Aber nach einem fast 9 stündigen Arbeitstag mit oft weinenden Babies habe ich doch Abends erstmal genug von Kleinkindern und bin wirklich müde. Doch schöne und freudige Ereignisse hatte ich auch schon mit den Kleinen, z. B. wenn ich beobachten kann wie sich die Kinder weiterentwickeln. Ich bewundere oft die Kreativität Gottes, denn jedes der Kinder ist so einmalig, so einzigartig. Auch kann ich die Schutzengel der Kinder spüren, denn wenn ich die Kleinen beobachte wenn sie sich aufrichten und mit laufen anfangen, so fallen sie so oft hin oder stoßen irgendwo an, doch nie passiert etwas ernstes. Manchmal fallen sie sogar irgendwo herunter, wenn ich dann denke die Kinder hätten keine Engel um sich…

Auch wenn es für mich nicht immer einfach hier in Brasilien war, so kann ich doch sagen, daß ich viel gelernt habe und Gott dankbar bin diese Zeit hier verbringen zu dürfen. 


Zurück zur normalen Ansicht...